Schreibteufelchen
Blog der Autorin Christa S. Lotz
Samstag, 16. März 2024
Kann die Künstliche Intelligenz einen Roman schreiben?
Samstag, 9. März 2024
Mein neuer Roman ist fertig!
Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich meinen neuen historischen Schwarzwaldkrimi fertiggestellt. Titel: "Tod im Glaswald" oder "Die Tochter des Apothekers". Jetzt lasse ich ihn erst einmal etwas ruhen, bevor ich entscheide, wohin ich ihn schicken werde. Die Arbeit hat mir zunehmend Spaß gemacht, und mir hat sich ein ähnliches Universum aufgetan wie bei meinem historischen Krimi "Das Vermächtnis des Bischofs" alias "Teufelswerk". (Der verkauft sich übrigens auch heute noch, nach mehr als zehn Jahren.)
Klosterstadt Waldbronn im Jahr 1522. Aus den umliegenden Dörfern verschwinden immer wieder Bauernkinder, einige von ihnen werden tot aufgefunden. Die Apothekertochter Maria und ihr Freund Valentin kommen einem Mörder auf die Spur und geraten dadurch schließlich in Lebensgefahr. In der rasant fortschreitenden Handlung, in der auch berühmte Gestalten wie Martin Luther, Philipp Melanchthon sowie der Buchdrucker Froben aus Basel auftreten, entwickelt sich eine spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen und tiefen Abgründen. Maria und Valentin stellen sich sich viele Hindernisse in den Weg. Krankheiten wie der Englische Schweiß, der Hexenwahn, die unerbittliche Feindschaft zwischen den Religionen und die zunehmende Unruhe unter den Bauern.
Das ist die Nieswurz, eine Pflanze, die eigentlich giftig ist, aber als Heilpflanze schon immer genutzt wurde. Sie spielt eine gewisse Rolle in meinem historischen Krimi.
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Montag, 26. Februar 2024
Irrfahrt
Ein Frühlingstag nach langen grauen, kalten Wochen, da schwärmen wieder alle aus, und auch wir machten uns heute auf zu unserem Lieblingskurpark in Bad Imnau im Eyachtal. Es ist einer der schönsten kleinen Parks in der ganzen Umgebung, diente früher einmal als Heilstätte, als Stahlbad - mit allen Annehmlichkeiten, die Kuranlagen zu bieten haben. Dann nahm, zuletzt wegen Corona, die Frequenz der Besucher ab, und heute sind dort nur noch die schönen alten Häuser, die Parkanlagen und die tausende von Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge zu bewundern.
Auf der Suche nach einem nicht überfüllten Café gerieten wir dann arg in die Bredouille. Unterhalb der Hohenzollernburg folgten wir einem Weg, der sich schließlich als Waldweg entpuppte und auf dem man nicht mehr wenden konnte. Mehrmals begegneten wir Autos, an denen wir nur haarscharf vorbeikamen. Und landeten schließlich bei einer Kapelle, die wir von früher her kannten und bei der wir schon schöne Wander-und Vesperstunden verbrachten. Jetzt hatte sich der Himmel zugezogen, alles grau in grau, und ein eisiger Wind trieb uns bald wieder in den Wagen. Wer war nun schuld an dieser ganzen Misere? Ich, du? Wer hat die falschen Entscheidungen getroffen? Warum hängt uns alles zum Hals heraus? Die Politiker und durchgeknallten Typen, die unsere Welt immer unbewohnbarer machen? Die Menschen, die nicht mehr lesen und keine Livemusiik mehr hören wollen, sondern ständig Spaß brauchen - mit Kreufahrtschiffen die Meere verunsichern, im Jet um die Erde düsen, mit Bill Gates ins All abheben? Was, wenn Putin Polen angreift? Was, wenn wir keinen Platz mehr finden, an dem man sich wohl fühlen kann? Ein Streitgespräch! Man kann sich von den Spaßvögeln was abgucken: einfach mal den Dreck ausblenden und das Leben wie früher genießen! Und die Plätze finden wir wieder, heute war es der Italiener neben dem Rathaus in Rottenburg. Italien ist das Land, wo die Zitronen blühn. Und wie hieß das Lied in diesem Stück von Brecht? "Am Grunde der Moldau, da rollen die Steine es liegen drei Kaiser begraben in Prag. :.. Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne, es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt."
Samstag, 3. Februar 2024
Im Auge des Sturms
Gestern, bei schon fast frühlingshaften Temperaturen, haben wir uns mal wieder aufgerafft und sind ins Neckartal hinuntergefahren, wo schon die ersten Winterlinge ihre Köpfchen aus den Beeten steckten, goldgelb und kugelig prall gefüllt. Gefühlt hundert oder tausend mal erfahren ist diese Landschaft für uns, und doch kann man immer wieder staunen über die Ruhe, die stillen Orte und die Pappeln mit ihren gewaltigen Mistelbüschen an den Zweigen. In Rottenburg die Frage, wo man in Ruhe und angenehmer Gesellschaft seinen Kaffee trinken könnte. Dabei kommt es zu Irritationen. Wo sind die Kneipen und Cafés, in denen wir uns früher immer so wohl gefühlt hatten, vor allem jetzt im Winter, wenn der Wind eisig um die Ecken pfeift? Der Italiener am Marktplatz ist proppenvoll, also geht es zum Bäckereicafé, wo sich nichts verändert hat. Auf dem Rückweg dann ein kleiner Buchladen, in dem wir vor Corona schon mal waren.
Ich krutschle draußen in den Büchern und entdecke Namen und Titel, die ein ganzes Leseimperium in mir wachrufen. Ja, es ist ein kleines Antiquariat, und ich erstehe ein Buch von Ehrenfried Kluckert über Tübingen und das Ammertal sowie eins über die Schwabenkinder von Elmar Bereuter. Dann winkt mein Freund mich in die Buchhandlung hinein. Dort sitzen drei ältere Herren und schauen mir freundlich-erwartungsvoll entgegen. Bestimmt hat mein Partner erzählt, dass ich Bücher veröffentlicht habe und eins schon in der Buchhandlung gestanden hätte. "Das hab ich mir schon gedacht", sage ich, worauf alle in Lachen ausbrechen. Die Print-Bücher sind natürlich alle vergriffen, sage ich zu den Ladeninhabern. Nach einem wechselseitigen Gespräch über die Schwierigkeiten, heute noch in den Buchhandlungen fündig zu werden- die anderen Gäste sind inzwischen gegangen - laden die beiden uns zu einem Kaffee ein. Es war ein halbe Stunde, die mich aus der Welt heraushoben wie im Auge eines Sturms, der gerade über die Welt hinwegfegt. Über das Streiten, das gleichzeitig größte Nähe und größte Distanz hervorruft und die Fronten klärt. Über Hermann Hesse, der ihr Lieblingsschriftsteller ist und auch unserer, und ich sage, dass ich immer, wenn ich nichts mehr zum Lesen finde, wieder zu ihm greife. Insgeheim denke ich auch an den Absatz, den Hesse-Bücher gerade bei Amazon erfahren. Wir reden über das Calwer Hesse-Museum, über Kloster Maulbronn und Montagnola, wo wir im Garten der Casa Camuzzi alles so vorfanden wie in "Klingsors letzter Sommer" beschrieben. Im "Knulp" fand ich gerade einen Traum, der einem von mir total glich, nämlich eine ruinöse Welt, in der ich und andere Menschen nach Sinn, einem Haltepunkt und Heimat suchten.
Dann wieder hinaus in diese Welt, mit ihren Autokolonnen und ihrem ganzen Chaos. Im "Krokodil" in Rottenburg hatten wir früher schöne Stunden verbracht, mehr noch in dem Mössinger Krokodil oder im Gleis Süd in Horb, also ließen wir uns einen großen Cheeseburger mit Speck bringen. Enttäuschung. Der Tee war lauwarm, der Käse des Cheeseburger kalt. Und das für 35 Euronen! Aber es bleibt dabei: Es gibt noch Inseln im Auge des Sturms, in denen man sich von den Gegenwartsschrecken erholen kann. Den Protesten und der Gewalt in der Welt begegnet man ja eh tagtäglich in den Nachrichten, den Medien und auf der Straße- Traktoren, Menschenmassen gegen rechts und immer neuen Klima-und sonstigen Katastrophen.
Dienstag, 26. Dezember 2023
Frohe Weihnachten
Am Heiligen Abend zeigt sich die Stadt Nagold als ein Weihnachtsmärchen. Auch wenn alle Geschäfte geschlossen sind und nur ein paar Dutzend Menschen durch die beleuchteten Gassen schweifen, liegt ein Schimmer von Frieden über der Szenerie.
Das Rathaus erstrahlt in den Farben eines Lebkuchens, Musik ertönt, und Worte des Kleinen Prinzen werden über Lautsprecher vorgetragen.
""Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs. "Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"
Weiter an den Schaufenstern und am ständigen Weihnachtsmarkt mit der verlassenen Eisbahn vorbei. Angesichts der alten Mauern fällt mir das Weihnachtsgedicht ein, das ich als Kind unterm Baum aufgesagt habe.
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt‘s wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Freitag, 17. November 2023
Der endgültige Niedergang der Gastronomie
Mittwoch, 18. Oktober 2023
Die neue Masche der Enkeltrick-Betrüger
Dienstag, 3. Oktober 2023
Herbstbeginn
O Liebe, kannst auch du verglühn?
Sonntag, 1. Oktober 2023
Bücherflohmarkt und Hamburger Fischmarkt
Sonntag, 17. September 2023
Besuch von Alt-Tübingen
Sonntag, 10. September 2023
Reise in die Vergangenheit
Bei einer Fahrt zu einem Rechercheort musste ich kürzlich bitteres Lehrgeld bezahlen. Das Kloster Alpirsbach, das mir schon einmal als Romanvorlage gedient hatte ("Die Pilgerin von Montserrat") hat mir keinerlei Gefühl von dem vermitteln können, wie ich es damals bei der Recherche empfunden habe. Überhaupt scheint das Gespür für die Orte und Personen verlorengegangen zu sein. Ich sah nur Baustellen vorm Kloster, Verkehr ohne Ende im Kinzigtal, und das einzig Schöne war der Besuch in Wolfach (auch ein Spielort meines neuen historischen Kriminalromans), aber viel zu heiß und vom Verkehr durchjagd wie eine Straße der Landeshauptstadt. Für das Foto musste ich lange warten, bis kein Auto mehr kam.
Sonntag, 6. August 2023
Kleine Oasen im Schwarzwald
Wir leben in einer Gegend, die total zersiedelt, zubetoniert, von Autobahnen und Straßen zerschnitten ist, und täglich kommen neue Fertighäuserschachteln dazu, neue Baustellen, Umleitungen, Sperrungen und eine Vielzahl von Autos. Letzteres ist u.a. der Daimler-AG im nahen Sindelfingen geschuldet. In der Stadt gibt es an Hitzetagen wenig Schatten, nur der Fluss Nagold spendet etwas Kühle. Wo ist der klimagerechte Umbau geblieben? Wohin kann man sich retten, wenn sich doch seit Corona und dem Kriegsausbruch ziemlich alles noch verschlechtert hat? Fehlendes Personal in den Gaststätten, Bäckereien, im Freibad und sogar im Autohaus. Die Verteuerung, die ewigen Kriege und Katastrophen.
Auf der anderen Seite leben wir in einer der schönsten Ecken Deutschlands. Zwischen Schwarzwald, Neckar und schwäbischer Alb, dort, wo andre Leute jetzt gerade Urlaub machen. Der Bodensee ist auch nur eineinhalb Fahrstunden entfernt. Wenn man nicht mit dem Auto oder dem Flugzeug in die Ferien flüchtet, gibt es hier noch viel vom Ursprünglichen zu sehen. Und es gibt auch noch kleine, feine Kultur ohne Massenansturm. Neulich fand in Horb, einer Nachbarstadt, das so genannte Brückenfest statt, acht Bands spielten an verschiedenen Stellen des Ortes. Die Karibik-Klänge am Bahnhof haben uns nicht so gelockt, aber es gab auch sonst viel zu sehen und zu hören. Am lustigsten waren die Älteren drauf, die in einer Gasse Richtung Neckar das Tanzbein schwangen. Rock in der Hirschgasse und E-Gitarren im Biergarten des Klosters. Dass es keinen großen Besucherandrang gab, liegt an der neuen Zeit. Vor allem die Jüngeren sind medial unterwegs oder hängen auf den Parkplätzen und Tiefgaragen mit Bierdosen herum.
Von ganz oben, vom Rathaus in Horb, kann man die Stäffele hinuntersteigen |
Altensteiger Schloss mit schönem Museum |
Die Königsbank von Wilhelm I. von Württemberg |
Donnerstag, 22. Juni 2023
Dass es sowas noch gibt!
Ein Lächeln setzte sich unwillkürlich auf meinen Lippen fest, das die Hereinkommenden freudig erwiderten. Simplify your Life!, hieß einmal ein Buchtitel. Und eine weitere Freundin schrieb mir kürzlich, was ChatGPT betrifft, dass man doch sein Leben lieber vereinfachen als komplizieren solle.
Ich glaube also nicht, dass ChatGPT jemals Romane schreibt, die ich selber gern lesen würde.(Was für ein Genuss ist es zum Beispiel, einen biografischen Roman über Paracelsus zu lesen, den mein Freund mir von einem öffentlichen Bücherschrank mitgebracht hat!) Was die Vereinfachung des Lebens angeht, kann man auch noch weitere Bereiche in Betracht ziehen. Wer wie wir mit Mallorca-Gedöns, Menschenmengen, Lärm und schnöder Event-Kultur nichts anfangen kann, der fängt manchmal schon an zu verzweifeln. Kommt man von einer Wanderung auf der menschenleeren, immer gleich schönen schwäbischen Alb zurück, wird man im pittoresken historischen Pfullingen von einem vollen Marktplatz und einer dröhnenden Lautsprecherstimme empfangen und versteht sein eigenes Wort nicht mehr. In Reutlingen gab es noch nicht einmal einen Parkplatz, und Tübingen präsentierte sich als stadtweites Open-Air-Restaurant mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von bier-und genussseligen Menschen. Dazwischen eingeklemmt, mit einer Gruppe kreischender Nachbarn, waren wir froh, diesen Ort schleunigst wieder verlassen zu können. Und der Grieche, bei dem wir saßen, scheint vegetarisch geworden zu sein, dazu schmeckte das Taramas nicht mal nach Taramas.(habe ich mir dann gestern bei Edeka geholt).
Wie herrlich ließ es sich in Tübingen in meiner Studentenzeit leben - davon findet man heute nur noch sehr wenig und auch nur, wenn man lange sucht. Wir haben jetzt unsere Nischen bei Italienern, in Ergenzingen und auch gestern in Altensteig, direkt am Ufer der Nagold. Erfrischend wie an einem Urlaubstag und geeignet, einen stress-und streitgeladenen Nachmittag geruhsam ausklingen zu lassen. Der dritte Punkt. Schreiben in Cafés. Das habe ich früher oft gemacht, selbst in einem Supermarkt-Café, wo ich abseits unter Palmen meine ersten Romane mit der Hand schrieb. Auch mal am See oder am Ufer eines klaren Baches. Im Winter sind durchaus auch diese neuen großen Cafés geeignet, wo man neben alten Stichen von der Flößerei abseits sitzen kann, sein Smartphone checken und dem ferneren Gemurmel lauschen.Jetzt im Sommer draußen, bei dieser Affenhitze, ist das völlig unmöglich geworden, dazu kommen Personalmangel und unfreundliche Bedienungen. Der beste Platz zurzeit ist wieder auf meiner Terrasse unter dem Nussbaum, mit seinem blühenden Umfeld ein Paradies!